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bs1.jpgDiese Frage dürfte uns allen etwas Kopfzerbrechen bereiten. Denn eine richtige Antwort darauf kann und wird es nicht geben. Jeder, egal ob Schüler oder Lehrer, wird sie schon oft gehört haben, sich selbst gestellt haben oder ist schon danach gefragt worden. Vielleicht sollte man zur Beantwortung an einem anderen Punkt ansetzen?

 

Denn die Beantwortung dieser Frage ist nur hypothetisch da sie von Fall zu Fall verschieden ausfällt.

Die Antwort liegt nämlich immer und ausschließlich im Auge des Betrachters. Also sollten wir uns darauf konzentrieren was jeder einzelne mit dem was er erlernt anfangen möchte? 

Viele, egal ob sie eine Kampfsportart oder Kampfkunst erlernen, tun dies oft nur aus Zeitvertreib. Dann hört man oft Aussagen wie: „Ach, im Volleyball hat es mir nicht so gefallen, und beim Fußball bin ich mit den Leuten nicht so zurecht gekommen. Da hatten wir keine gute Stimmung beim Training. Irgendwas musste ich ja machen, also bin ich jetzt hier.“ Das sind dann die Leute die nicht wirklich etwas mit dem anfangen wollen das sie betreiben.  Solche Leute sind mir selbst auch schon bitter aufgestoßen, da diese in meinen Augen den wahren Sinn des Trainings absolut nicht verstanden haben. Die nicht verstehen was Budo bedeutet.

Und dann gibt es noch diejenigen unter uns die sich noch nie so sehr für andere Arten des Sports (wie z.B. Fußball, Leichtathletik, Schwimmen, Turnen, etc.) interessiert haben und von klein auf immer fasziniert waren von unserer Art des Sports und geistigen Grundhaltung.

Diese Leute haben ein bestimmtes Ziel. Natürlich gibt es unter diesen Menschen auch wiederum verschiedene Einstellungen. Ich spreche hier allerdings jetzt von denjenigen, die gleichermaßen an der positiv, geistigen Entwicklung, den asiatischen Gepflogenheiten (wie der Etikette), Wertvorstellungen (von Mut, Ehre, Aufrichtigkeit, etc.) und insgesamt geistigen Einstellung interessiert sind, sowie daran effektive Formen der Selbstverteidigung zu trainieren um sich selbst und/ oder andere damit in einer Situation der massiven, körperlichen Bedrohung oder sogar Lebensbedrohung zu verteidigen.

Jetzt mögen wieder Leute behaupten: „ja, alles schön und gut, aber kann ich überhaupt in eine solche Bedrohung hineingeraten wenn ich selbst einen großen Bogen darum mache und selbst eine absolut friedfertige Einstellung habe?“ Selbstverständlich! Natürlich kann man im Vorfeld versuchen solchen Dingen aus dem Weg zu gehen. Ganz klar. Nur sollten wir alle nicht den Fehler machen und uns eine rosarote Brille aufsetzen um dadurch die Welt zu betrachten. Das ist ein sehr schöner Grundgedanke, leider sieht die Realität anders aus und davor sollten wir uns nicht verschließen. O Sensei wusste das auch, deshalb hat er viel Wert auf effektive Ausführung der Techniken gelegt.

Als ich noch ein kleiner Junge war, sagte mein Vater immer zu mir: „Umgang ist das halbe Leben“, das sagt er übrigens heute noch zu mir. Und, wie ich finde, hat er damit absolut Recht. Das heißt also im Klartext für uns, wenn wir, wie oben bereits erwähnt, versuchen Konflikten aus dem Weg zu gehen ist das eine sehr gute Sache dafür nie kämpfen zu müssen um uns zu verteidigen. Leider gibt es im Leben viele widrige Umstände oder manchmal auch einfach Zufall oder manch anderer mag es Schicksal nennen, die uns in Situationen bringen, oft auch ungewollt in der wir uns, unser Leben und/ oder das Leben anderer verteidigen müssen.

Dazu sei als Beispiel 1 noch gesagt: nehmt an, eins eurer Kinder (ihr lebt in diesem Beispiel leider in einer Großstadt, wie Frankfurt, New York, Los Angeles, Tokyo, oder irgendwo anders auf der Welt) rutscht in die falschen Kreise ab, sei es aus eigenem Verschulden, falschen Freunden, einfach aus dem falschen Umgang heraus und wird drogenabhängig oder ähnliches. Beispiel 2: Ihr wohnt zwar in einer ruhigen Vorstadtgegend oder auf dem Land (wo euch im besten Fall nichts passieren kann), allerdings fliegt auch ihr ab und an mal in Urlaub. Jetzt nehmen wir doch von den Beispielen oben einfach mal Los Angeles. Ihr seid dort als Touristen/ Urlauber und wollt euch einfach diese riesige Stadt anschauen. Und da ihr dort noch nie vorher wart kennt ihr euch dementsprechend auch nicht aus und geratet, wie es der Zufall so will, ausgerechnet zur falschen Zeit an den falschen Ort im falschen Viertel. Und hinter der nächsten Ecke um die ihr lauft steht vor euch in einer dunklen, dreckigen Seitenstraße ein Typ der absolut nichts zu verlieren hat, da er auch absolut nichts hat, noch dazu auf Crack ist und mit einem alten, rostigen Messer vor euch steht. Der gute Mann ist außerordentlich nervös und ihm ist - auf gut deutsch gesagt - auch alles scheißegal. Ihr wisst also nicht ob er einfach so geht wenn ihr ihm euer ganzes Bargeld gebt (eventuell habt ihr nichts einstecken und er dreht dadurch erst völlig durch) oder euch so oder so umbringen will um keine Zeugen zu hinterlassen?

Diese zwei Beispiele könnten jetzt wieder einige Leute abtun mit dem Spruch: „Du hast für meinen Geschmack entschieden zuviel Fantasie“. Das könnte man natürlich. Aber fragt euch doch einfach einmal selbst. Ist das so unwahrscheinlich? Oder eventuell waren einige von euch sogar schon in so einer ähnlichen Situation? Das könnte so passieren, sage ich. Und diese Dinge passieren, jeden Tag, jede Sekunde in der wir uns in Sicherheit wiegen, irgendwo auf der Welt.

Dann stellt sich die Frage, was tut ihr in Beispiel 1 um euer Kind da rauszuholen, geht ihr in die Höhle des Löwen um euer Kind zu holen? Um es da raus zu holen? Ich als Vater würde das tun – auf jeden Fall. Und an diesem Punkt seid ihr schon mittendrin ohne dass ihr das wolltet und obwohl ihr vielleicht selbst keinen schlechten Umgang habt und euch aus solchen Dingen raushalten wolltet – bzw. diese im Vorfeld bereits zu umgehen versuchtet. Und in Beispiel 2 habt ihr sowieso keine große Wahl, denn ihr seid bereits mittendrin.

Zwei Beispiele – eine Frage: „Was würdet ihr tun?“

Ich für meinen Fall würde versuchen mich und Andere zu verteidigen. Und an diesem Punkt haben wir diejenigen unter uns, wie bereits oben angesprochen, die im Notfall etwas mit dem was sie erlernen anfangen wollen. Nämlich sich real selbst zu verteidigen. Sich und Andere.

Und wenn ich dies also tun will, und mich in diesem Augenblick dazu entscheide, muss das was ich tue 100%tig sitzen. Ansonsten gibt es ein böses Erwachen aus irgendwelchen zuvor geträumten Träumen. Aber in diesem Fall sind es dann auch nur Träume gewesen.

Wer dies also vermeiden möchte sollte auch konsequent trainieren. Sich immer – bei jedem Training – das Letzte abverlangen und das was er tut mit der richtigen Einstellung tun. Auf jeden Fall haben sich für solche Situationen Techniken bewährt die absolut automatisiert ablaufen, in denen ich keinen Sekundenbruchteil zögern oder nachdenken muss. Unser Unterbewusstsein arbeitet ca. 18mal schneller als unser bewusster Geist. Daher sind auch komplizierte Techniken mit zwanzig Pirouetten oder dergleichen völlig ungeeignet. Kurz und knapp ohne viel Schnörksel. Am besten nimmt man sich dafür eine handvoll effektive, kurze Techniken die einem liegen und trainiert diese so lange, dass man diese mit geschlossenen Augen oder im Schlaf ausführen kann. Auch aus „nur dem Hauch eines Kontaktes“ heraus. Dann sind wir gut vorbereitet.

Man sollte aber niemals vergessen dass es immer jemanden gibt der besser ist als wir. Einen der mehr kann. Es könnte daher nach dem zwanzigsten Mal passieren oder gleich beim ersten Mal. Wir wissen nie wann wir diesen einen treffen. Und: wir sind nicht kugelsicher, können nicht schweben und bluten wie jeder andere auch. Daran sollte man immer denken und bescheiden bleiben, mit beiden Füßen auf dem Boden der Tatsachen.

Und zum Abschluss sei noch gesagt dass es in jedem Fall das Beste ist seine jeweilige Kunst mit reinem Herzen, voller Hingabe und der richtigen Einstellung sein ganzes Leben lang zu üben ohne das was man gelernt hat jemals ernsthaft benutzen zu müssen. Das ist das beste System – wenn es so etwas gibt…

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