Uns liegt viel daran, diese, unsere Seiten, so vollständig wie möglich zu gestalten. Daher wollen wir uns zunächst auch mit dem wichtigen Unterschied zwischen Aiki-Ken und Kenjutsu befassen.
Da in dieser Richtung sehr viel Unwissenheit und oft auch dadurch resultierend völlig falsche Auffassungen existieren.
Nur dem Übenden erschließt sich
die Tiefe der eigenen Existenz.
Der wohl gravierendste Unterschied zwischen Aiki-Ken und Kenjutsu besteht darin, dass Ō-Sensei mit Aikido eine Kampfkunst des Friedens geschaffen hat und auch das Aiki-Ken ausschließlich dazu dient, Leben zu bewahren anstatt es zu nehmen (wie im Kenjutsu). Schnittpunkte, sowie Schwert-Endpunkte sind beim Aiki-Ken völlig anders als beim Kenjutsu. Und sind dazu da, den Angreifer zu kontrollieren und nicht um ihn zu zerstören oder „durchzuschneiden“, wie beim Kenjutsu. Das Aiki-Ken ist also ein "Leben bewahrendes" Schwert u. entspricht so exakt der Idee des Begründers.
Wobei uns auch gerade dann in diesem Zusammenhang Aussagen irritieren, wie: „Waffen haben im Aikido nichts verloren, das gehört für mich nicht dazu, da Aikido friedlich ist, … etc.“ Da genau solche Aussagen auf völligem Unverständnis der Sachlage basieren und nur durch fehlendes Fachwissen entstehen. Oder sich mit der Materie wirklich auseinander zu setzen anstatt nur „aufgeschnappte Floskeln“ von sich zu geben.
Da das Schwert nicht nur die Seele eines Samurai ist, sondern auch die Seele des Aikido, welches Ō-Sensei aus dem Daitoryu Aiki JuJutsu entwickelt hat. Und ohne diese Seele und Kenntnis dieser, betreiben wir nur Floskeln und leere Hüllen ohne dem ganzen Leben zu geben und es mit Seele zu üben.
In diesem Zusammenhang bin ich auch sehr froh, dass ein guter Freund meine Idee auch gut fand, dieses Thema ein wenig ins rechte Licht zu rücken.
Und dazu findet Ihr hier seine Ausführungen zum Thema „Wechselwirkungen im Aikido und die Bedeutung der Waffen“, hier speziell zum Schwerpunkt Aiki-Ken,
von
Waffen im Aikido
Über den Einsatz von Bokken (Holzschwert), Jo (Holzstab), Tanto (Messer) und Tessen (Kampffächer), gibt es bei den Schülern von Ō-Sensei sehr differierende Auffassungen.
Sie umfasst das ganze Spektrum, von Zustimmung bis zur absoluten Ablehnung.
Einmal ausgehend von der passiven, friedfertigen Form des Aikido. Zum Anderen von der Schwierigkeit, mit diesen traditionellen Übungswaffen entsprechend umzugehen.
Will man aber tiefer in die Struktur des Aiki eindringen, bleibt nur sich mit den Waffen auseinander zu setzen. Zudem hat Ō-Sensei Zeit seines Lebens immer mit Waffen gearbeitet.
Generell liegt in der Linie des Takemusu-Aiki die Unabdingbarkeit wenigstens mit Bokken, Jo und Tanto zu üben. Die Praxis mit dem Kampffächer umzugehen ist heute in Japan unter den noch lebenden Schülern kaum erhalten geblieben.
Welche Gründe sprechen für das Üben mit den vorgenannten Waffen?
Hierzu muss man generell die Entwicklung zum Aikido hin, genauer betrachten. Der wesentliche Teil des Aikido baut auf Daitoryu Aiki-Jujutsu auf. Als Disziplin die aus der Linie der Samurai entstand und aus den Überlegungen heraus, was kann ich als Abwehr gegen einen Samurai mit einem angreifenden Schwert, der das Schwert perfekt beherrscht, also Kenner des Schwertkampfes ist, als Samurai, ebenfalls ein Kenner und erfahren im Schwertkampf, dagegen tun, wenn ich kein Schwert zur Hand habe?
Da das Schwert eine zentrale Bedeutung für das Kämpfen unter den Samurai einnahm, wurden alle Maßnahmen eine solche Situation lebend zu überstehen entsprechend entwickelt.
Will ich heute tief in die Technik eindringen, um sie konsequent anwenden zu können, führt fast kein Weg daran vorbei sich mit den Waffen auseinander zu setzen. Insbesondere mit dem Schwert, da die Basis des Aikido von Samurai entwickelt wurde und deren Ausbildung schwerpunktmäßig das Katana war.
Das Charakteristikum des Schwertes ist im Einsatz sehr direkt, unmittelbar und unverzüglich unter Berücksichtigung einer bestimmten Distanz zum Partner. Das Schwert hat eine exakte, einseitige rechte Position.
Für den größten Teil der Aikidoka ist das Mengengerüst des möglichen Einsatzes der vorgenannten Waffen nur in Fragmenten vorhanden. Die Gesamtansicht der drei wohl wichtigsten Schüler von Ō-Sensei zeigt aber, dass das Übungsprogramm von Ō-Sensei sehr umfassend war und ist und den Bereich des Taijutsu von der Technikvielfalt her enorm übersteigt.
Bei den heute vorliegenden Video-Aufzeichnungen zeigt sich in diesem Zusammenhang, dass bei der Betrachtung von drei der bedeutendsten Schüler von Ō-Sensei erst ein einigermaßen umfassendes Bild des Übungsspektrums von ihm entsteht. Diese drei Schüler, die lange Zeit mit Ō-Sensei eng verbunden waren, haben jeweils unterschiedliche Schwerpunkte in Ihren Weg des Aikido eingebaut und entsprechend an Ihre Schüler weitergegeben. Sie sind, aus meiner Sicht,
Kisshomaru Ueshiba,
Koichi Tohei,
Morihiro Saito.
Feststellbar ist, dass bei vielen jap. Sensei die Zuwendung zu den Waffen relativ spät erfolgt und zum Teil eigene Entwicklungen sind. Vielfach wurden auch aus dem Kendo und Iaido Übungen übernommen und dem Geiste des Aiki angepasst.
Die in den Charakteristiken aufgeführten Strukturen haben natürlich für den Aikidoka bedeutende Übungsauswirkungen zu seiner Körperhaltung, Reaktion und Flexibilität, zur Einschätzung der richtigen Distanz, in einem relativ kurzen Zeitraum und die perfekte Reaktion für Einsatz, Entwaffnung oder die Übernahme der Waffen zur Verteidigung.
Dieser Wechselbezug kann nicht hoch genug eingeschätzt werden für die Entwicklung einer sehr hohen geistigen und körperlichen Flexibilität und Situationen präzise einschätzen zu können.
gez.
An dieser Stelle herzlichen Dank an Dich, Edmund, für deine Ausführungen. Es ist mir eine große Ehre, dass Du mir diese zur Verfügung gestellt hast und diese direkt aus deiner Feder zu veröffentlichen. Ich denke, dass es wichtig ist, diese Aspekte und Informationen für viele weitere Generationen zu erhalten und zu bewahren, um für ernsthaft Übende als Leitbild vorhanden zu bleiben. Mögen viele dieser enorm wichtigen Erklärungen für die Notwendigkeit der traditionellen Waffen im Aikido und den Umgang mit ihnen den Weg in den Geist der Älteren finden und für die Jungen von Anfang an allgegenwärtig sein.
Dein Freund,
Thorsten Reck
7 Ken Suburi:
5 Kumi tachi:
Ki Musubi no tachi:
Happo Giri:
Awase ho (0:14):
Ken Tai Jo:
Saito Sensei demonstriert Ken Tai Jo mit Pat Hendricks
Erklärung von Saito Morihiro Sensei, 9. Dan, über den wichtigen Zusammenhang zwischen Taijutsu und Bukiwaza:
"Vor dem Krieg übte und studierte der Begründer üblicherweise Waffen nur für sich selbst und unterrichtete diese Techniken nicht seinen Schülern. Es war in der Iwama-Zeit, hauptsächlich als nur noch Ō-Sensei und ich übrig waren, fing er an, Waffen zu unterrichten.
Zu dem Zeitpunkt, als ich es gelernt hatte, war die 31-jo-Kata bereits abgeschlossen, aber als Koichi Tohei Sensei [derzeit Chef von Shinshin Toitsu Aikido] in Iwama war zum Üben, war sie noch nicht vollkommen perfektioniert. Was er gelernt hat, unterscheidet sich von dem, was ich gelernt habe, wahrscheinlich weil O-Senseis Unterrichtsweise noch nicht vollständig entwickelt war. Als ich unter Ō-Sensei lernte, umfasste seine Lehre alle Waffentechniken einschließlich der Kumitachi. Irgendwann war in einer Phase ausser mir niemand mehr in Iwama, also trainierte ich alleine mit Ō-Sensei. Sein Unterricht wurde allmählich durchdachter…
Das Aikido, das ich gelernt habe, bestand sowohl aus Taijutsu als auch aus Waffentechniken. Wir können jede Art von Waffe verwenden, aber hauptsächlich verwendeten wir Ken und Jo. Dies ist die einzige Erklärung, die ich Ihnen geben kann. Der Begründer erklärte Aikido je nach Zeitraum und Geisteszustand aus verschiedenen Blickwinkeln. Er sagte, Aikido sei Taijutsu, das die Schwertprinzipien beinhaltet. Ich glaube also, dass Aiki-Ken und Aiki-Jo Hanmi-Ken und Hanmi-Jo entsprechen. In anderen Worten: Waffentechniken werden in der Form von Taijutsu ausgedrückt, und befähigen mich in die Struktur eines Gegners einzudringen und ihn werfen zu können.
Die waffenbasierten Techniken im Taijutsu ermöglichen es uns, einen Gegner anzugreifen und ihn zu werfen. "Ich denke, dass Taijutsu und Waffentechniken eine Beziehung haben sollten, die weder zu nah noch zu fern ist. Im Iwama-Dojo unterrichte ich nur einmal in der Woche Waffen. Ich lege also den Schwerpunkt auf Taijutsu. Aber ich denke, es ist meine Pflicht, als einer, der direkt vom Gründer unterrichtet wurde, Ken und Jo bei meinen Schülern zu unterrichten und den traditionellen Unterricht aufrechtzuerhalten, den der Begründer in Iwama hinterlassen hat."
Saito Morihiro, 9. Dan