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Die Shinobi oder auch Ninja genannt...

 

boshuKaum ein anderes Thema ist in Japan – auch heute noch – so mit Mythen und Legenden behaftet wie die Geschichte der Ninja.

Die Menschen glaubten sie hätten magische Kräfte, könnten sich unsichtbar machen, durch Mauern und Wände gehen, teilweise sogar fliegen und an mehreren Orten gleichzeitig erscheinen.

Das lag wohl daran, dass die Ninja meist in Gruppen operierten und nur selten alleine. Dieser Umstand würde dann Wahrnehmungen, von eventuell „Überlebenden“ erklären die glaubten dass die Ninja an verschiedenen Orten gleichzeitig sein oder auftauchen konnten. Denn war dies der Fall, dann lag es wohl daran dass auch mehrere von ihnen dort waren. Das wäre so ähnlich wie das Spiel der beiden Igel mit dem Hasen.

Egal was auch vermutet oder behauptet wird – Fakt ist, dass es nur sehr wenige wirkliche Aufzeichnungen über die Ninja gibt und somit fast alles was heute niedergeschrieben oder darüber gesagt wird meist nur auf Vermutungen basiert. Die Meinungen gehen in dieser Richtung auch sehr weit auseinander. Wenn es nach der amerikanischen Filmindustrie geht, die in den 80ern mit diversen Filmen einen wahren Boom auslösten und die Ninja populär machten – allerdings nicht zum Vorteil der Ninja -, dann müsste man diesen Filmen einige medienwirksame sagen wir mal „Hinzudichtungen“ und dergleichen entnehmen. Denn lt. den meisten dieser Filme sollen die Ninja nichts weiter gewesen sein als bezahlte Killer und Meuchelmörder die keinerlei Moralvorstellungen hatten und für Geld jedermann töteten.

Auch Dinge wie das typische Ninja-Schwert, ein gerades Katana mit viereckiger Tsuba (Stichblatt) und dergleichen sind wohl pure Fiktion. Denn für die Existenz eines solchen Schwertes gibt es – auch in den sehr wenigen Aufzeichnungen der Ninja die heute existieren – keinerlei Anhaltspunkte. Auch wäre dieser Umstand wohl ein Frevel, da diesshin3 sonst im kompletten Gegensatz zur jahrhundertealten, japanischen Schwertschmiedekunst in Perfektion gestanden hätte, die die flexiblen und extrem scharfen, gebogenen Klingen und definitive Vorteile im Kampf hervorbrachte die mit geraden Schwertern überhaupt nicht möglich gewesen wären.

Und da man annehmen darf, dass die Ninja über fortschrittlichste Waffen verfügt haben und diese auch eingesetzt haben, wird demnach auch niemals ein Ninja sein Schwert auf dem Rücken getragen haben. Und schon gar nicht ein Gerades. Sie trugen es wohl ebenso an ihrer linken Seite. So wie auch die Samurai. Und dass die Ninja die Gegner oder Feinde der Samurai waren ist wohl hauptsächlich auch nur von der Filmindustrie an den Haaren herbeigezogen um die Filme in der alt bewährten „Gut und Böse“ Tradition interessanter und damit Kasse zu machen.

Fakt ist wohl auch, dass man kein Ninja werden konnte, sondern wenn, dann bereits als Ninja geboren wurde. Denn die Kunst der Ninja wurde ausschließlich innerhalb der Ninja Familien weitergegeben. shin1Wurde man also nicht in einer solchen Familie geboren, konnte man auch kein Ninja werden oder in deren Geheimnisse eingeweiht werden. Die Ninja waren eine eingeschworene Gemeinschaft, die wie bereits erwähnt meist in Gruppen zusammenarbeiteten und nur selten alleine.

Das lag auch daran dass es nur wenige dieser Ninja Familien gab, die ihre Traditionen auch nur ausschließlich innerhalb der Familien weitergaben. Starb eine Familie aus, starb auch ihr Ninja Ryu.

Sie gaben niemals Ihre Geheimnisse preis. Gerade deswegen gibt es kaum Aufzeichnungen und unwiderlegbare Fakten über sie. Dieser Mythos besteht bis heute.

Aber seien wir doch ehrlich, ist es nicht gerade das was sie so interessant macht? Ein guter Zauberer verrät auch nie seine Tricks, sonst wäre er kein guter Zauberer.

Wohl unbestreitbar ist allerdings die Tatsache, dass die Ninja ihr Leben lang mit wahrer Hingabe trainiert haben um sich – ihren Geist und Körper – als Mensch zu vervollkommnen und um für jede erdenkliche Situation gewappnet zu sein. Sie trainierten wohl eine Art Taijutsu (eine waffenlose Kampfform) ähnlich dem des Jiu Jitsu, welches von den Samurai trainiert wurde. Und besonderen Wert wurde wohl auf die Ausführung solcher Techniken gelegt, nämlich im Hinblick auf Techniken die fließend sein sollten, ohne selbst Kraft zu benötigen. Also darin bestanden, die entgegengebrachte Kraftshin5 des Gegners nicht durch eigene Kraft zu blocken, sondern Schlägen und Tritten auszuweichen, umzulenken und den Gegner schließlich mit dessen eigener Energie die er in seinem Angriff verwendet zu besiegen. Das ist das Gleiche Prinzip wie im Aikido. Das von O Sensei Morihei Ueshiba ebenfalls zum Großteil aus dem Taijutsu der Samurai (genauer gesagt, aus dem Daito-ryu Aiki-Jujutsu von Großmeister Sokaku Takeda – „dem letzten Samurai“) entwickelt wurde. Parallelen sind also in dieser Richtung vorhanden und keineswegs von der Hand zu weisen, was die waffenlose Kampfform angeht.

Darüber hinaus trainierten sie mit den verschiedensten Waffen. Einige davon werden wir etwas weiter unten vorstellen. Desweiteren hatten sie wohl sehr gute Kenntnisse der menschlichen Anatomie. Also fundierte Kenntnisse über wichtige Organe, sowie Nervenpunkte am menschlichen Körper. Durch gezieltes Schlagen oder durch Druck auf solche genannten Nervenpunkte waren sie in der Lage ihre Opfer zu schwächen, bewusstlos zu machen oder sie sogar kurzzeitig zu lähmen.

Es wird auch gesagt dass den Kindern solcher Ninja Familien schon im Kleinkindalter die Glieder aus den Gelenken gelöst wurden um sie damit zu befähigen sich aus Fesselungen zu befreien. Sie wurden trainiert auf Baumstämmen und dünnen Stangen zu balancieren um nie das Gleichgewicht zu verlieren. Dazu liefen sie auch über nasse, moosbewachsene Bäume oder über glatte Eisflächen. Sie wurden von Kindheit an geschult ihre Umgebung war zunehmen und diese zu ihrem Vorteilshin9 zu benutzen und sich in der Natur zu verbergen. Auch wird berichtet dass kein Ninja über 60 kg gewogen haben soll. Nur dadurch waren sie in der Lage extrem weite Sprünge auszuführen und tiefe Häuserschluchten zu überwinden um des Nachts unerkannt zu entkommen oder sich unentdeckt ihren Opfern zu nähern. Dies könnte auch den Anschein erweckt haben, sie könnten fliegen.

Durch dieses relativ geringe Gewicht war es auch Notwendig eine Kampftechnik zu haben die nicht auf eigener Stärke basiert um wesentlich stärkere und schwerere Gegner im Kampf besiegen zu können. Sie waren Meister im Tarnen und Täuschen. Kannten sich mit Explosiv- und Blendstoffen aus.

Blendstoffe wurden benutzt um Gegner zu blenden und diese im gleichen Atemzug zu besiegen, in einer ausweglosen Situation (durch unverhältnismäßig viele Gegner) durch Verwirrung entkommen zu können oder um wie aus dem Nichts plötzlich aufzutauchen. Eine Art Unterwasserkampf gehörte wohl auch zu ihrem reichhaltigen Repertoire.

Auch waren Sie sehr gut im Bau von Fallen und richteten ganze Häuser nach ihren Bedürfnissen ein. Sie verwendeten ihr Wissen und vielfältige Erkenntnisse dazu Ihre Häuser, Siedlungen – ja ganze Dörfer – mit Fallen und Schutzmechanismen auszustatten. Da wohl die meisten Ninja normale, bürgerliche Menschen waren (im Vergleich zu den adeligen Samurai) lebten sie meist auch in ländlichen Gegenden. Dort hatten sie genug Abgeschiedenheit um in Ruhe im Verborgenen zu trainieren und zu arbeiten. Im Zusammenhang mit den Ninja werden oft die Regionen Iga und Koga erwähnt.

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Die Ninja bauten in ihre Häuser geheime Drehtüren ein, durch die man in ansonsten nicht zugängliche Räume gelangen konnte. Treppen wurden mit einem speziellen Mechanismus gebaut durch den man die Stufen versenken konnte um shin4Eindringlingen das Leben schwer zu machen. Dazu gab es auch Falltüren in den Fußböden. Als eine Art Alarmanlage befestigte man die Planken der Fußböden an Scharnieren die bei Belastung laute Geräusche von sich gaben um nächtliche Angreifer zu entlarven.

Die Dörfer wurden zusätzlich in der unmittelbaren Umgebung durch tiefe Wassergräben und labyrinthartige Reißfelder geschützt. Zu Ihren Fähigkeiten gehörte wohl auch das Herstellen von lähmenden oder auch tödlichen Giften und von Medizin. Sie lernten auch wie man aufschlussreiche Karten erstellte um Aufträge oder Missionen noch rationeller durchführen zu können. Sie fesselten Ihre Feinde und wussten wie man erfolgreich fliehen konnte. Sie brachen in teils hermetisch abgeriegelte Gebäude ein, lernten unter Fußböden zu liegen, steile Mauern zu erklettern oder an Decken zu hängen. Ja sogar – für normale Menschen – unüberwindbare Hindernisse zu bewältigen.

Zu Ihren Waffen & Werkzeugen gehörten unter anderem das Katana, Shuriken, Kama, Pfeil und Bogen, Kunai, Ikibukuro, Kusarigama, Bo, Hanbo, Blasrohr, Wurfmesser, Lanze, etc. Dies ist nur ein kleiner Teil des beachtlichen Waffenarsenals der Ninja. Dazu kommen noch unzählige z.T. selbst entwickelte und gebaute Spezialwerkzeuge und alle erdenklichen Hilfsmittel und Erfindungen.

Ihre größte Macht aber bestand wohl darin mit der Psyche Ihrer Feinde und Opfer zu spielen, die zwangsläufig durch mangelnde Ausbildung oder Training an deren geistige Grenzen und Schwächen stießen. Sich einfach die Angst ihrer Feinde zu nutzen zu machen. Die Japaner glaubten früher dass die Ninja von den Tengu abstammenshin7 würden. Die Tengu sind mystische Fabelwesen die als Meister der Kampfkünste angesehen wurden (Minamoto no Yoshitsune soll von Ihnen die Schwertkunst erlernt haben). Ein Bergkobold mit menschenähnlicher Gestalt, tiefroter Haut und sehr langer Nase. Die Extremitäten enden jeweils mit Adlerklauen.

Es wird daher auch angenommen, dass durch diese abergläubische Furcht oft auch junge Samurai den Kampf und damit auch ihr Leben verloren haben im ersten und somit einzigen Kampf gegen einen Ninja. Allerdings passierte das dann nicht deswegen weil seine Kampfkunst oder Schwerttechnik schlechter war, sondern weil die Angst vor der dunklen Magie ihn fast lähmte.

Die japanische Schrift kann oft nicht einfach so in lateinische Buchstaben übersetzt werden, wie das manche Menschen glauben. Das hängt damit zusammen, dass es schon an einem einzigen, kleinen Strich liegen kann, dass die Bedeutung des Schriftzeichens eine völlig andere ist. Auch gibt es oft verschiedene bzw. mehrere Bedeutungen eines einzigen Schriftzeichens. Auch in diesem Fall für das Kanji für „Ninja“ oder „Ninjutsu“ ist es so. Bei der Bedeutung „Ninja“ (wobei hier ein weiches „d“ vor dem „ja“ ausgesprochen wird, also: „NIN ´D SCHA“) wird das Zeichen für „Nin“ alleine als „Shinobu“ ausgesprochen. Dieses Zeichen könnte man wörtlich als soviel wie Geduld, Ausdauer, Ertragen, Unterlassung oder Beharrlichkeit übersetzen. Das Zeichen „Jutsu“ bedeutet soviel wie Handwerk, Kunst oder einfach reine Technik. Im Zusammenhang des „-ja“ in „Ninja“ heisst es wohl so etwas wie Einzelner oder einzelne Person. Als Ganzes könnte man Ninja, Shinobi oder Ninjutsu (gemeint ist das ursprüngliche Ninjutsu das nicht nur als Kampfkunst sondern als allumfassende Lehre eines speziellen Handwerks, einer speziellen Kunst galt und nicht die heute als Ninjutsu verstandene Kampfkunst) also als „das Handwerk oder die Kunst des im Verborgenen Handelns“ übersetzen. Wir dürfen also davon ausgehen, dass die Ninja als Spezialisten vornehmlich zur Spionage, als Kundschafter und zum erkunden feindlicher Stellungen eingesetzt wurden.

Die Ninja waren also erheblich mehr als nur die in Filmen dargestellten, schwarz gekleideten und vermummten Attentäter. Sie waren hingebungsvolle und sehr gut ausgebildete Spezialisten vor denen auch große Daimyó (Lehnsherren, Samurai-Fürsten) Achtung hatten und sie gewisse Spezialaufträge ausführen ließen. Teilweise dienten Ninja sogar Daimyó im Kampf gegen rivalisierende Samurai Clans auf dem Schlachtfeld um diese mit vernichtenden Taktiken zum Sieg zu führen. shin2Viele Daimyó, die sehr Beeindruckt waren vom Können der Ninja, ließen sich auch von Ninja Beratern Ihre Räumlichkeiten nach deren Vorbild umbauen z.B. mit falschen Wänden hinter denen die Wachen jeden Laut ihres Herrn wahrnehmen konnten um ihn sofort verteidigen zu können oder geheimen Räumen und ähnlichen Raffinessen. Trotzdem fanden feindliche Ninja immer wieder durch ausgeklügelte Ideen, selbstentworfene und gebaute Spezialwerkzeuge und Apparaturen einen Weg ans Ziel zu gelangen und ihren Auftrag auszuführen.

Zum Abschluss stellen wir fest, dass vieles was wir hier in diesem Artikel erwähnen lediglich auf Legenden, teilweise wenigen Überlieferungen und teils zusammengetragenen Ansichten basiert. Wie vieles davon der Realität der wahren Ninja entspricht und was nur Mythos ist lässt sich nur noch vermuten aber wohl nicht mehr beweisen. Auf jeden Fall steht fest, dass den Ninja für ihre Arbeit nur sehr wenig Anerkennung und Achtung zu Teil wurde. Selbst die japanische Regierung hüllt sich über ihre Existenz lieber in Schweigen und verwahrt gefundene Schriftrollen die die Existenz belegen könnten offenbar in verschlossenen Archiven als geheimes Staatsgut. Das wird jedenfalls des Öfteren behauptet.

Ganz egal was nun davon wirklich wahr ist und was nicht, haben Ninja existiert. Und es ist eine überaus interessante Geschichte die unsere Gedanken ein ums andere Mal beflügeln kann und auch wird. Die Spur der Ninja verliert sich lt. wenigen Aufzeichnungen ca. im Jahr 1638. Das waren wohl die letzten Aufzeichnungen die entscheidenden Anteil der Ninja an wichtigen Schlachten dokumentierten. Ob die Ninja Ryu danach wirklich im wahrsten Sinne des Wortes ausstarben oder nicht bleibt ein Geheimnis.

 

Aber wer weis, vielleicht haben sie im Verborgenen die Jahrhunderte überdauert und leben noch heute - genau unter uns…?