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Der Begründer des Aikido, Ueshiba Morihei – O-Sensei, sagte immer: „Aikido ist Budō !“

Aber Budō, was ist das eigentlich? Was bedeutet das?

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Budō

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 Unser sehr verehrter Freund & Sensei, Shihan Edmund Kern, 8. Dan Aikido, Kyoshi, sagte dazu Folgendes:

 

 

Bujutsu

Bushido

Budō

 

Der Weg vom Kampf zur Persönlichkeitsentfaltung

 

 

In der Menschheitsgeschichte ist die Entwicklung der japanischen Kampfkünste eine besondere Begebenheit. Ein Land das seit seiner Gründung fast dauernd in Kämpfe verstrickt war, hat natürlich den Kämpfern eine bedeutende Rolle zugewiesen. Dass es zu einer solch bedeutenden Entwicklung kam, liegt sicher in der geographischen, kulturellen, mentalen wie auch religiösen Besonderheit der japanischen Kultur begründet. Die religiöse Stellung des Kaiserhauses und die Kaste der Samurai sind einmalig und geprägt von einer auf die Aufgabe bezogenen praktischen Grund- u. Geisteshaltung. Die Quellen die die Inhalte zur Verfügung stellten waren die Linien des Shinto, Zen und Konfuzianismus.

 

Shinto:

Grundlage der Liebe zu seinem Land und der Natur – Verpflichtung dafür etwas Positives zu tun. Der Kaiser (Tenno) ist das sichtbare Symbol der Götter. Shintoist wird man nur durch die Geburt als Japaner.

 

Konfuzianismus:

Jeder hat seinen Platz in der Gesellschaft „sempai – kohai“. Verpflichtungen gegenüber denen, die über einem sind und die uns anvertraut sind (Gruppenverpflichtung)

 

Buddhismus:

Alles ist ungewiss, nur der Tod ist sicher. Nichts hat auf ewig Bestand. Der Augenblick ist entscheidend, was ich jetzt tue ist wichtig – und wie ich es tue.

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Der sich daraus entwickelnde Verhaltenskodex der Ritterkaste der Samurai, hat bis in die moderne Zeit Japan bestimmt und geformt.

Generell wurden in allen anderen Kasten, der Bauern, der Handwerker und der Kaufleute entsprechende Umsetzungen dieser drei Komponenten entwickelt.

Der Weitblick der Tokugawa-Shogune hat nach 1603 aus dem Bujutsu, über das Bushido, das Budo entstehen lassen. Die Erkenntnis, dass ausgeübte Techniken den Geist zu formen vermögen und der Geist die Technik zur höchsten Vollendung bringen kann, war nach der Befriedung Japans, der Inhalt, der die Übungen in den Kampfkünsten und im Weiteren das Budo bestimmte. Hingabe und Kontinuität im Üben, Beschränkung auf das Wesentliche und das Wissen, dass die Gesamtheit aller im Menschen angelegten Fähigkeiten trainiert und entwickelt werden, geben dem Budo seinen so faszinierenden Charakter.

Dr. Inazo Nitobe, der aus Akita stammende Sohn einer Samuraifamilie hat 1899 durch sein Buch “Bushido – die Seele Japans“ im Westen für großes Aufsehen gesorgt. In den folgenden sechs Jahren wurde dieses Buch in 10 Auflagen weltweit bekannt und ist bis heute eine der wichtigen Quellen der Information über den Geist des Bushido.

Damit war aber noch nicht die Einsicht verbunden, dass sich Bushido – Budo aus einer Vielzahl von unterschiedlichsten Künsten zusammensetzt.

Mit diesem Buch wurde zum ersten Mal der Einblick in die Gedankenwelt der Samurai gewährt. Eine Gedankenwelt die fast in allen Bereichen des Lebens der heutigen Japaner anzutreffen ist.

Jedem Budoka, dem es ernst ist mit seinem Weg, ist es zu empfehlen, sich nicht nur mit dem körperlichen Üben zufrieden zu geben, sondern sich geistig damit auseinander zu setzen. Hier treffen zwei Welten aufeinander deren Gegensätzlichkeit sehr groß ist. Budo ist kein Sport sondern umfasst die Gesamtheit der im Menschen angelegten Fähigkeiten und diese in Balance zu bringen um Perfekt zu werden. Nicht nur die körperlichen Möglichkeiten, sondern Körper und Geist zu einer Einheit zu verschmelzen. Erst dann kann das Training mit den inhaltlichen Elementen des Budo in Einklang kommen und als Lebensweg wirksam werden.

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Die rasante Entwicklung der japanischen Wirtschaft nach dem zweiten Weltkrieg hat im Westen in den Managementetagen große Aufmerksamkeit erregt.

So kamen weitere Niederschriften in den Westen, hier allerdings unter der Betrachtung die eigenen Unternehmensstrategien zu optimieren. Die Erkenntnis, dass das Verständnis erst mit dem praktischen Üben erwächst ist allerdings bei den interessierten Managern nicht angekommen.

So haben weitere Bücher den Weg von Japan in die Büro´s der amerikanischen Manager gefunden.

Leider aber nicht so oft von den Budōka zur Kenntnis genommen.

Prof. Jigoro Kano, dem Begründer des Judo, ist es zu verdanken, dass durch seine Lehrtätigkeiten zunächst Jiu Jitsu bekannt wurde und dann insbesondere Judo. Damit entstand außerhalb Japans zum ersten Mal ein konkreter Bezug zu den Budokünsten.

Erst nach dem zweiten Weltkrieg, bedingt durch Kontakte ausländischer Besucher in Japan, wurden weitere Budodisziplinen außerhalb Japans bekannt und weltweit trainiert.

Beispielhaft sind hier: Karate, Kendo, Iaido, Judo, Jiu Jitsu, Kyudo, Kobudo (die Vielfalt der Okinawa-Kampfkünste-Kyusho Jitsu), Ninjutsu, Shorinji Kempo, uvm.

Aikido als die Jüngste der Budodisziplinen nimmt eine besondere Stellung ein. Mit der Etablierung dieser Budolinie 1947 wurde ein neues Kapitel im Budō geöffnet. Innerhalb der Aikidopraxis wird ein ethisches Element entschieden umgesetzt, die Unterbindung eines Ausbruches der Aggressivität.

Nach der erzwungenen Öffnung Japans durch den Kommodore Perry 1854 sind viele neue Waren, Ideen und Bezeichnungen nach Japan gekommen. So wurde eine sprachliche Abgrenzung geschaffen, was war vorher und was danach.

So wurden alle traditionellen Kampfkünste Kobudo genannt die vor 1860 bereits bestanden. Die Summe aller Kampfkünste, also auch die neuen Linien, wie Judo und Aikido rein zum Budō zugeordnet.

Alle Kampfkünste in Japan sind vom Schwert her bestimmt. Die so bedeutende Stellung ist nicht nur in der besonderen Art des japanischen Schwertes (Katana) zu sehen, sondern es ist auch eines der drei wichtigsten Symbole des Shinto (Weg der Götter).

Die Ausbildung des Samurai umfasste neben einer breiten Palette im Umgang mit Waffen aber auch die Beschäftigung mit den anderen Künsten: Shodo (書道 der Weg des Schreibens/ Kalligraphie), Chado (茶道der Teeweg), uvm.

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Ein weiteres Element bestimmte das:

 

 Bujutsu – Bushido – Budō, die Silbe „BU“.

 

Das aus dem Chinesischen übertragene Kanji setzt sich aus zwei Zeichen zusammen, die für sich alleine gelesen „Waffe/ Waffen“ und „Abbrechen“ beinhalten, d.h. im übertragenen Sinn so viel wie: „nicht mehr tun als unbedingt notwendig ist“.

 

Gedanken zum Aikido (Budo) und Sport

Budo ist nicht nur der japanische Weg des Kriegers (Samurai), sondern er umfasst alle Kampfkünste Japans. Durch den Einfluss des Zen wurde aus der ursprünglichen, zerstörerischen und tödlich wirkenden Kampfpraxis der Samurai eine den Körper, Geist und Seele bildende Kampfkunst mit tiefem ethischen und philosophischen Hintergrund.

Ziel ist es einen freien, an nichts haftenden Geist, der absichtslos und spontan, angemessen auf die Situation reagieren kann, zu erschaffen. Körper, Geist und Atmung in vollkommene Balance zu bringen um aus dieser Haltung heraus das zu tun was erforderlich ist.

Der Sport will genau das Gegenteil. Er hat berechnende Absicht und bindet Geist an Gedanken wie Leistung, Siegen und Körperertüchtigung. Das lenkt die Entwicklung des Aktiven in eine spezielle Richtung und verhindert die freie Entfaltung der persönlichen Möglichkeiten.

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Aikido lehnt den Sportgedanken ab. Es geht hier nicht um Körperkräfte, um ein Rennen auf den ersten Platz, ein Kingspiel, sondern um das ständige Bemühen seine Kenntnisse mit einem Partner zu verbessern und einen inneren Gleichklang von Körper und Geist zu erreichen.

Man pflegt die traditionellen Werte der Budōkünste, die das Ziel der ethischen Erziehung und Selbstverwirklichung haben, das durch Auseinandersetzung mit sich selbst und mit einem Partner erreicht wird.

Einer der bedeutendsten Zen-Meister der Neuzeit „Deshimaru Roshi“ schreibt in seinem Buch „Zen in der Kampfkunst Japans“:

„Im Budō wurden bestehende Beziehungen zwischen Ethik, Religion und Philosophie in einer direkten Weise vertieft. Hingegen ist sein Bezug zum Sport erst in neuerer Zeit entstanden. Die alten Texte sprechen allein von der geistigen Bildung und der Reflexion über das Wesen des Selbst: „wer bin ich?“.

Do bedeutet im Japanischen „Weg“, wie kann man ihn erreichen? Wie kann ich ihn üben? Durch welche Methode kann man ihn erreichen? Es handelt sich nicht darum eine Technik, ein waza, zu erlernen und noch viel weniger um sportlichen Wettkampf.

Budō umfasst die Künste wie Aikido, Judo, Kendo, Kyudo. Allerdings – bedeutet das Schriftzeichen „BU“ eigentlich „den Kampf anhalten“, ihn beenden – nicht mehr tun als unbedingt notwendig ist.

Denn im Budō geht es nicht um Wettstreit, sondern vielmehr darum, den Frieden und Meisterschaft über sich selbst zu finden. Do ist der Weg, die Methode, die Lehre, durch die man das Wesen seines Geistes und seines ICHs vollkommen verstehen kann.

Wenn man das kann, dann lässt der Geist im inneren des Menschen die Gedanken und Gefühle vorbei ziehen. Er ist vollkommen frei von seiner Umgebung und er hat allen Egoismus aufgegeben.

 

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